Wasserrübenvergilbungsvirus - Einschätzung des Pflanzenschutzdienst Mecklenburg-Vorpommern

21.02.2019

Welche Bedeutung haben Blattläuse und Wasserrübenvergilbungsvirus aktuell? Die aktuellen "Ergebnisse und Empfehlungen zum Integrierten Pflanzenschutz" des Landesamts für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (Pflanzenschutzdienst) geben hierzu Auskunft. Wir zitieren hier aus dem Bericht (ab Seite 75):


Blattläuse und Wasserrübenvergilbungsvirus (Turnip Yellows Virus = TuYV)

Schon Mitte September 2018 besiedelten Blattläuse die Pflanzen. Bis zum 4. Blatt sitzen die Blattläuse vermehrt auf der Blattunterseite. Später, bei Massenauftreten wurden die Kolonien bereits von „oben sichtbar“. Der Raps reagierte bei besonders starkem Befall mit Blattverkrümmungen und chlorotischen Aufhellungen auf die Saugschäden der Blattläuse. Wir wissen aufgrund der Erfahrungen aus mehrjährigen TuYV-Monitorings, dass bei starkem Blattlausbefall von einem 100%igem Durchseuchungsgrad der Pflanzen mit TuYV ausgegangen werden muss.

TuYV wird von Blattläusen (vor allem Myzus persicae = Grüne Pfirsichblattlaus) übertragen. Oft bleibt der Virusbefall im Bestand unsichtbar, d.h. die Pflanzen zeigen keinerlei Anzeichen und trotzdem kann in vielen Fällen labortechnisch TuYV nachgewiesen werden. Die in der Literatur beschriebenen Symptome sind sehr unspezifisch. Problematisch sind vor allem frühe Virusinfektionen im Herbst. Bei späterem Befall entwickeln die Rapspflanzen eine Art Altersresistenz. Der Einfluss auf den Ertrag bleibt unklar und liegt laut Literaturangaben bei 12-34% (GRAICHEN und SCHLIEPHAKE (1999)).

Bekämpfung

Nebenwirkungen von Pyrethroid-Einsätzen bei der Rapserdflohbekämpfung gegen Blattläuse sind nicht zu erwarten, da einerseits bei Myzus persicae (als Hauptüberträger von TuYV) Resistenzen gegen Pyrethroide bekannt sind. Andererseits erreicht dieser Kontaktwirkstoff die blattunterseits sitzenden Blattläuse nicht. Es erfolgt kein Transport des Wirkstoffs innerhalb der Pflanze. Dies trifft auch für einzelne Pyrethroide zu, die über eine Indikation zur Vektorenbekämpfung im Herbst gegen Blattläuse verfügen.
Insektizideinsätze gegen Blattläuse sind ohnehin schwierig umzusetzen. Nicht nur die Frage wie viele Blattläuse, sondern auch welche Art die Fläche besiedelt, ist entscheidend. Die Notfall-Zulassung von Biscaya 2018 zur Bekämpfung von Virusvektoren ist an Myzus persicae gebunden. Viele andere Blattlausarten kommen jedoch auch im Raps vor, wie z.B. die Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae), die Scharlottenlaus (Myzus ascalonicus),  oder die Senfblattlaus (Lipaphis erysimi). Zur Abklärung der vorkommenden Blattlaus-Art gibt es das Angebot einer entomologischen Bestimmung im Pflanzenschutzdienst.

Das BVL hat eine Zulassung gemäß Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr.1107/2009 für das Produkt Biscaya zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren (Myzus persicae) bei Starkbefall in Winterraps erteilt. Diese Genehmigung ist auf 120 Tage befristet und gilt bis zum 7.01.2019.
Das Produkt kann bei Starkbefall einmal mit einer Aufwandmenge von 0,3 l/ha zur Anwendung kommen. Zu beachten sind bei dieser Indikation die Auflagen NT607-1 (50% = 20m, 75% = 10m, 90% = 5m), die NT 706 (bei Hangneigung 20m Schutzstreifen vor Gewässer) sowie die NT 102.
Die maximale Anzahl der Anwendungen des Mittels in der Kultur bzw. je Jahr wird auf dreimal erhöht. D. h., das Mittel darf in der Kultur maximal einmal gegen Blattläuse als Virusvektoren und maximal zweimal, der regulären Zulassung entsprechend, gegen beißende Insekten bzw. gegen Kohlschotenmücke eingesetzt werden.

 

Mit der Einführung neuer virusresistenter Hybridsorten eröffnet sich für den Landwirt die Möglichkeit, einen Beitrag zur Viruskontrolle im Rapsanbau im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes zu leisten. Die neuen TuYV-resistenten Sorten zeigten bisher in den Versuchen gute Ergebnisse. 2018 waren Asterion und Architect die beiden ertragsstärksten Sorten in den Landessortenversuchen in MV (siehe Abb. oben). Auch in den mehrjährigen Auswertungen liegen diese TuYV-resistenten Sorten leicht über dem Durchschnittsertrag. Die erreichten Ölgehalte liegen auf mittlerem Niveau.

Quelle: Ergebnisse und Empfehlungen zum Integrierten Pflanzenschutz im Ackerbau 2019 aus dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern - Pflanzenschutzdienst -


Neben ASTERION und LG ARCHITECT sind seit Dezember mit LG ALGARVE und LG ASPECT zwei weitere TuYV resistente Rapssorten vom BSA für LG in Deutschland zugelassen.