LSV Ergebnisse Silomais, Biogasmais, Körnermais 2025

Hohe Energiegehalte bringen mehr Milch aus Grundfutter. Je nach Mais Rationsanteil kommen in der Fütterung Maissorten mit hoher Zellwandverdaulichkeit oder aber besser mit hohen Stärkegehalten in Frage - darum geht es in LG Animal Nutrition (LGAN)

   LG Animal Nutrition   

Die Landessortenversuche (LSV) liefern jährlich vergleichbare Daten zur Leistungsfähigkeit von Silomaissorten. Neben Ertragskennzahlen stehen Qualitätsparameter im Vordergrund, die für Milchviehbetriebe entscheidend sind. Typisch erfasste Größen sind u. a. Trockenmassegehalt (TS), Stärkegehalt, Energiedichte (MJ NEL/kg TM), Stärkeertrag und Energieertrag; je nach Bundesland wird eine „Verdaulichkeit“ ausgewiesen, die im LSV als ELOS (enzymlösliche organische Substanz) verstanden wird. 

ELOS ist ein Laborparameter, der die Verdaulichkeit der organischen Substanz mithilfe eines enzymatischen In vitro Verfahrens simuliert (VDLUFA Methode). Praktisch bedeutet das: Je höher der Anteil enzymatisch löslicher Bestandteile (insbesondere Stärke und leichtlösliche Kohlenhydrate), desto höher fällt der ELOS Wert aus. In LSV Auswertungen wird ELOS teils direkt analysiert (klassische Laborbestimmung) oder via NIRS (nahinfrarotspektroskopisch) geschätzt und als „Verdaulichkeit (%)“ ausgewiesen. 

Mit der GfE Schätzgleichung (2020) für NEL fließt ELOS als zentraler Qualitätsbaustein in die Energieberechnung von Maissilagen ein - neben ADFom, Rohprotein, Rohfett und Rohasche. Wichtig: Stärke wird nicht separat in die Gleichung eingesetzt, geht aber zu 100 % in ELOS ein. Ein hoher Stärkegehalt erhöht somit ELOS und - darüber die berechnete Energiedichte. Das erklärt, warum ELOS kein reiner Faser oder Restpflanzen Verdaulichkeitsparameter ist. 

Unter Restpflanzenverdaulichkeit versteht man die Verdaulichkeit der Faserfraktion (v. a. NDF) aus Stängel und Blättern der Maispflanze. Sie beeinflusst Strukturwirkung, Passagerate und damit die Trockenmasseaufnahme - ein zentrales Kriterium für hohe Milchleistungen bei maisbetonten Rationen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen: Höhere NDF Verdaulichkeit der Restpflanze steigert die Futteraufnahme und kann die Leistung stabilisieren. 

In deutschen LSV Publikationen wird „Restpflanzenverdaulichkeit“ jedoch nicht explizit ausgewiesen. Abgebildet wird stattdessen die Gesamtverdaulichkeit (ELOS). Diese ist gemischt: Sie reflektiert sowohl den Beitrag der Stärke (Kolben) als auch den der Restpflanze. Wer gezielt die Faser  bzw. Restpflanzenqualität beurteilen möchte, braucht zusätzliche Informationen (z. B. dNDF,  Versuchsberichte oder praxisnahe Fütterungsstudien). In offiziellen deutschen Listen wird explizit die Gesamtverdaulichkeit dargestellt, nicht die isolierte Faser-/Restpflanzenverdaulichkeit. 

Nachfolgend die zentralen Qualitätsgrößen, wie sie im LSV Kontext üblicherweise genutzt und interpretiert werden:

• Stärkegehalt (% TM)
  Primäre Energiequelle aus dem Kolben; beeinflusst die Energiedichte (NEL) und den Stärkeertrag je Hektar. Ein höherer Stärkegehalt hebt den ELOS Wert mit an (weil Stärke vollständig als „enzym löslich“ gilt). Sortentyp (Flint vs. Dent), Kornstruktur und Körnerzerkleinerung beeinflussen die ruminale Stärkeabbaubarkeit. Zudem steigt diese mit der Silierdauer; frühe Nutzung kann die pansenstabile Stärke erhöhen, späte Nutzung reduziert sie.
• Verdaulichkeit (ELOS, % der organischen Masse)
  Laborbasiertes Maß für die Gesamtverdaulichkeit (Kolben + Restpflanze). ELOS ist kein reiner Faserparameter und kann durch hohen Stärkeanteil „hoch“ erscheinen, obwohl die Faserverdaulichkeit moderat ist. Für die Interpretation im Fütterungskontext sollte ELOS daher immer zusammen mit Stärke, NEL und (falls vorhanden) Faserkennzahlen gelesen werden.
• Energiedichte (MJ NEL/kg TM)
  Aus Laborparametern geschätzt. In den LSV-Ergebnissen standardmäßig ausgewiesen und als zentrale Qualitätskennzahl etabliert. NEL wird maßgeblich von ELOS (inkl. Stärke) und der Faserqualität beeinflusst.
• Stärkeertrag (dt/ha) und Energieertrag (GJ/ha)
  Kombinieren Qualität mit Masseleistung und sind für die Jahresversorgung entscheidend. Beide Kennzahlen sind fester Bestandteil vieler LSV Tabellen und 

1) Stärke - Energieträger mit Dynamik

• Rationswirkung: Stärke liefert Propionat im Pansen und treibt die Energiebilanz der Milchkuhration. Bei sehr hohen Stärkegehalten sind Strukturwirkung und Pansenstabilität im Blick zu behalten. Silierdauer, Korntextur (Dent vs. Flint) und Cracken steuern die ruminale Stärkeabbaubarkeit und den Anteil pansenstabiler Stärke (Durchflussstärke), der im Dünndarm verdaut wird.
• Analytische Abbildung: Stärke ist nicht direkt Bestandteil der aktuellen NEL Gleichung; sie wirkt indirekt über ELOS. Daher kann eine hohe Energiedichte teils stärkegetrieben sein. 

2) Restpflanzenverdaulichkeit - Schlüssel für Aufnahme und Struktur

• Fütterungsrelevanz: Die Restpflanze liefert Faser-Kohlenhydrate und sorgt für Strukturwirkung. Ist die NDF-Verdaulichkeit hoch, steigen Passagerate und Trockenmasseaufnahme. Studien aus Versuchsanstalten (z. B. HBLFA Raumberg Gumpenstein; VBZL Haus Riswick) zeigen positive Effekte auf Aufnahme und Leistung beim Vergleich von Silomais mit unterschiedlicher Restpflanzenverdaulichkeit.
• Analytische Abbildung im LSV: Nicht explizit. ELOS bildet die Gesamtverdaulichkeit ab und ist durch Stärke mitgeprägt. Für eine gezielte Beurteilung der Restpflanze helfen ergänzende Faserkennzahlen (aNDFom/ADFom) bzw. NDF-Verdaulichkeit, sofern verfügbar. 

1. ELOS richtig lesen: Ein hoher ELOS Wert bedeutet gute Gesamtverdaulichkeit, sagt aber nicht, ob die Qualität stärke oder fasergetrieben ist. Für Fütterungsentscheidungen bei hohen Maisanteilen sollten Stärke, NEL und (falls vorhanden) Faserparameter zusammen betrachtet werden.
2. Restpflanze im Blick behalten: Da die isolierte Restpflanzenverdaulichkeit in deutschen LSV Listen nicht separat ausgewiesen ist, lohnt der Blick in Versuchsberichte und Fütterungsstudien sowie die Nutzung von Laboranalysen mit Fokussierung auf NDF Verdaulichkeit.
3. Sortentyp & Erntefenster berücksichtigen: Korn Typen, Cracken-Intensität und Silierdauer beeinflussen die Stärkeabbaubarkeit; das Erntefenster wirkt zugleich auf Stärkezuwachs und Faserlignifizierung der Restpflanze. Eine ausgewogene Abreife ist für Qualität und Mengenleistung zentral.
4. Regionale LSV Tabellen nutzen: Die Parameter TM Gehalt, Stärke %, MJ NEL/kg TM, Stärkeertrag und Energieertrag sind in den Bundesländern vergleichbar ausgewiesen. Ein Blick in die regionalen Ergebnisse hilft, Sorten im realen Anbauraum richtig einzuordnen.

• Stärke treibt Energiedichte und ELOS – aber ELOS ist kein Maß ausschließlich für die Faser-/Restpflanzenverdaulichkeit.
• Die Restpflanze bleibt für Aufnahme, Struktur und Pansenstabilität zentral; ihre Qualität wird in deutschen LSV Auswertungen nicht separat als „Restpflanzenverdaulichkeit“ ausgewiesen.
• Für eine fachlich belastbare Sorten  und Fütterungsbewertung sollten LSV Kennzahlen (Stärke, NEL, ELOS) mit Faserinformationen und praxisnahen Studien kombiniert werden.