Echter Weizenmehltau (Erysiphe graminis f. sp. Tritici)

Mehltaupilze sind im intensiven Getreideanbau auf verschiedenen Gräser-/Getreidearten zu finden. Der Pilz ist jedoch wirtsspezifisch, so dass beispielsweise Mehltau in der Gerste nicht auf Weizen überspringt. Je nachdem wann die Epidemie beginnt, wie sie verläuft und wie stark sie sich auf den ertragsrelevanten obersten Blättern ausbreitet, können durch den Nährstoffentzug und letztlich die
Zerstörung der Assimilationsfläche Ertragsverluste von bis zu 25 % entstehen. Echter Mehltau kann sich nur auf lebenden Pflanzenteilen entwickeln und vermehrt sich bei wüchsiger Witterung und
hoher Luftfeuchtigkeit explosionsartig. 
Auf Infektionen der Ähre kann Weizen mit einer Altersresistenz reagieren. Die Abreifephase im Sommer überbrückt der Echte Mehltau, indem er schwarze Fruchtkörper auf älteren Blättern bildet. Diese Fruchtkörper stellen dann den Befallsherd für das Ausfallgetreide oder die nachfolgende Kultur dar.

Schadbild

  • Zu Vegetationsbeginn: Weiße, wattige Pusteln an oberirdischen Pflanzenteilen
  • Vegetationsende: Pusteln verfärben sich braun bis schwarz und bilden die Fruchtkörper

Befallsfördernde Faktoren

  • Warme, relativ trockene Frühjahrs- und Herbstwitterung
  • Hohe Luftfeuchtigkeit, aber kein Regen!
  • Windstille und geringe Lichtintensität (längere Bewölkung)
  • Temperaturen zwischen 17 – 22 °C

Bekämpfungsmaßnahmen

  • Anbau resistenter Sorten
  • Ausfallgetreide im Herbst beseitigen, um „grüne Brücken“ zu vermeiden
  • Überhöhte Stickstoffdüngung vermeiden, da Myzelwachstum gefördert wird
  • Kein zu dichter Pflanzenbestand

Winterweizen Mehltaubefall im Keimlings- und Jugendstadium

Mehltau Pusteln im Weizen Jugendstadium

Erfahrungen aus der Züchtung

In unregelmäßigen Abständen gibt es Anfragen aus der Praxis zu Mehltaubefall im Herbst/Winter bei eigentlich als resistent eingestuften Winterweizensorten. Dazu einige Hintergrundinformationen aus der Züchtung.

Genetische Resistenzen

Nach Aussage von Paul Fenwick, Getreidephytopathologe bei Limagrain in England, zeigten sich in mehrjährigen Keimlingstest etwa 90% aller Weizensorten verschiedener europäischer Herkünfte mittel bis stark anfällig gegenüber Mehltau im Keimlings-/Jugendstadium. Im Gegensatz dazu ist in der generativen Phase (BBCH >30) die Mehrheit aller Sorten resistent oder allenfalls moderat anfällig. Deren Resistenzen wirken somit erst zu einem späteren Zeitpunkt ab der Schossphase. Bekannt sind lediglich wenige Majorgene, die stadienübergreifende Resistenzen bieten.

Die Einstufung der Mehltauresistenz durch das BSA erfolgt in Ausprägungsstufen (APS 1= sehr geringe Anfälligkeit, APS 9 = sehr hohe Anfälligkeit). Da vom Befall im Keimlings-/Jugendstadium kein unmittelbar negativer Ertragseffekt ausgeht, beruht die Einstufung allein auf Befallsbonituren im generativen Stadium.

Schlussfolgerung

Wenn Sie im Keimlings- oder Jugendstadium Mehltau in Ihren Beständen finden, heißt das also nicht automatisch, dass die Mehltauresistenz der angebauten Sorte nicht mehr wirkt. Im Anbau entscheidend ist die Resistenz zum Beginn der Hauptvegetation bzw. des Massenwachstums. 

Ein Blick in die Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes oder auf die Einstufung der verschiedenen amtlichen Pflanzenschutzdienste bringt Ihnen Gewissheit, wie Sie die Resistenz der jeweiligen Sorte im weiteren Vegetationsverlauf einschätzen können.
Sorten wie LG INITIAL oder INFORMER, die dort als mehltauresistent (APS 2) beschriebene sind, bieten Ihnen den Vorteil, auf eine gesonderte Fungizidbehandlung gegen Mehltau verzichten zu können.

Beachten Sie außerdem, dass die Zulassung mehltauwirksamer Fungizide ohnehin erst eine Anwendung ab dem Frühjahr erlaubt.

 

Dr. Johannes Schacht, Weizenzüchter
Stefan Niklas, Produktmanager Getreide