Jannik Rantze

Mehrertrag mit Applikationskarten - Interview

20.10.2020

Interview mit Helmut Thurmeier

Digitale Lösungen können einen wichtigen Beitrag leisten, um das genetische Potenzial des eingesetzten Maissaatgutes in bestmöglicher Weise auf dem Schlag auszuschöpfen. Ackerflächen sind aufgrund unterschiedlicher Bodenbeschaffenheiten meist nicht homogen. Die teilflächenspezifische Aussaat ermöglicht unterschiedliche Aussaatstärken in Abhängigkeit von der Bodenstruktur.

Das zahlt sich aus, weiß auch Lohnunternehmer Helmut Thurmeier aus Bayern. Er gehört zu den ersten Landwirten, die auf digitale Lösungen im Maisanbau gesetzt haben. LG hat ihn auf seinem Betrieb besucht und nach seinen Erfahrungen mit digitalen Lösungen gefragt.

LG: Herr Thurmeier, Sie sind Landwirt und Lohnunternehmer in Schalkham in Niederbayern. Welche Dienstleistungen bieten Sie an und welche landwirtschaftlichen Kulturen haben Sie im Fokus?
Helmut Thurmeier: Zu den Arbeiten, die ich in meinem Lohnbetrieb anbiete, gehört die Aussaat von Mais und weiteren Kulturarten, die in Einzelkornsaat gelegt werden. Wir bieten zudem Pflanzenschutz- sowie Düngemaßnahmen an. Unser Hauptgeschäft liegt in der Mais- und Getreideernte mit 4 Feldhäckslern sowie 5 Mähdreschern. Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst 60 ha Ackerbau und 400 Schweinemastplätze.

LG: Sie sind einer der wenigen Betriebe, die bereits seit 3 Jahren Applikationskarten zur teilflächenspezifischen Aussaat von LG nutzen. Warum haben Sie sich für diese noch recht neue Technologie entschieden?
HT: Ich nutze bereits seit 2009 die Technologien von Precision Farming. Angefangen von teilflächenspezifischer Düngung war der Schritt zur teilflächenspezifischen Aussaat nur logisch. Mir ist es wichtig, meinen Boden angemessen zu bearbeiten und die Erträge zu optimieren. Durch die angepassten Aussaatstärken kann ich das Potenzial meiner Ackerflächen voll ausschöpfen. Da Maissorten sehr unterschiedlich auf Konkurrenzsituationen reagieren, ist es mir wichtig, das Know-how des Züchters in diesen Prozess mit einfließen zu lassen.

LG: Konnten Sie auf Ihrem Betrieb durch diese Technologie Ertragszuwächse feststellen?
HT: Meine Erntemaschinen sind durchweg mit Ertragserfassung ausgestattet, sodass ich die Erträge über die letzten Jahre hinweg gut vergleichen kann. Auch Flächen mit Referenzstreifen habe ich angelegt, um innerhalb eines Schlages die Abweichungen der Anbausysteme zu ermitteln. Insgesamt hat sich durch die teilflächenspezifische Bearbeitung auf meinen Flächen ein durchschnittlicher Mehrertrag von rund 3% ergeben.

LG: Welche weiteren Vorteile haben Sie durch die teilflächenspezifische Aussaat erfahren?
HT: Vorwiegend sichere und stabilisiere ich die Erträge durch die angepasste Aussaat. Trockene Jahre wie 2018 und 2019 haben gezeigt, dass differenzierte Aussaatstärken zu homogeneren Beständen führen. Die Wasserausnutzung ist einfach effektiver. Auch gleichmäßigere Qualitäten sind das Ergebnis.

LG:
Welchen Service schätzen Sie an LG am meisten?
HT: Den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern. Der Austausch findet dauerhaft auf einer persönlichen Ebene statt. Das ist mir sehr wichtig.

LG: Wie reagieren Ihre Kunden auf die teilflächenspezifische Aussaat? Hat sich diese Technologie bei vielen Kunden bereits durchgesetzt?
HT: Bisher säe ich bei rund 10 % meiner Kundschaft mit Hilfe von Applikationskarten. In 5–10 Jahren wird das bei den meisten Betrieben aber Standard sein. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist ein sehr langwieriger Prozess. Der Nutzen aller Neuheiten ist nicht direkt messbar. Die Nachfrage nach dieser Technologie steigt aber spürbar.

LG: Wie zahlt sich der Mehrwert, den Sie bieten, aus? Können Sie sich so von anderen Lohnunternehmern absetzen und Ihren Kundenstamm sichern?
HT: Kunden schätzen generell die digitalen Dienstleistungen, die ich anbiete. Hier besteht jedoch noch ein riesiges Potenzial, die digitalen Daten zu nutzen. Für meinen Betrieb hat der hohe Grad der Digitalisierung den Vorteil, dass ich sehr viel Zeit bei der Planung und Dokumentation einspare. Ob ich dadurch zusätzliche Kunden gewinne, weiß ich nicht. Ein gut durchgeplanter Dienstleister ist sicherlich kein Nachteil für den Kunden.

LG: Nutzen Sie bereits weitere digitale Angebote von LG?
HT: Ab diesem Sommer werde ich für meinen Betrieb und die bestehenden Kunden die Ertrags- und Erntevorhersage von LG nutzen. Ich erhoffe mir weitere Hinweise für die Planung meiner Ernteketten.

LG: Abschließend interessiert uns Ihre Einschätzung als Landwirt, welche digitalen Dienstleistungen 2030 standardmäßig im Ackerbau genutzt werden.
HT: Durch stärker greifende Regularien und wegfallende Pflanzenschutzmaßnahmen wird der Ackerbau zukünftig präziser werden müssen. Ich bin überzeugt davon, dass zukünftig alle anfallenden Arbeiten auf dem Acker, die Planung und die Dokumentation digital gestützt sein werden. Alle Daten der Betriebe werden digital verarbeitet, damit der Landwirt den Überblick behält. Viele Arbeiten auf den Ackerflächen werden sicherlich automatisiert durchgeführt.

Vielen Dank für das sehr aufschlussreiche Interview.

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