Rapsstoppeln, Ausfallraps oder später in der Rapsfruchtfolge auflaufender Durchwuchsraps können als Infektionsmaterial zur Überdauerung und zur Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen beitragen. Um phytosanitären Problemen entgegenzuwirken, sollten im Nacherntemanagement daher die richtigen Maßnahmen zur Feldhygiene beachtet werden.
Besonders wichtig ist der richtige Umgang mit ausgefallenen Rapskörnern, die als Resultat unvermeidbarer Druschverluste auf dem Feld zurückbleiben und die übliche Aussaatstärke von Raps um ein Vielfaches übersteigen. Sie dürfen nach der Ernte unter keinen Umständen verschüttet werden. Im Gegenteil: Das primäre Ziel nach der Rapsernte sollte es sein, eine rasche und sichere Keimung des Ausfallraps zu gewährleisten. Die anschließende Bekämpfung des Ausfallraps verfolgt zwei wichtige Ziele:
Aufgrund der hohen Bodentemperaturen während der Nachauflaufphase sind die Ausfallrapspflanzen dem erhöhten Risiko einer Kohlhernieinfektion ausgesetzt. Mit der konsequenten Beseitigung der jungen Pflanzen kann der Vermehrung des Schaderregers im Boden jedoch entgegengewirkt werden. Hierbei sollte die Bekämpfungsmaßnahme spätestens mit dem Erreichen des Zweiblattstadiums (BBCH 12) abgeschlossen sein. Aber auch für andere Krankheiten wie Phoma oder Verticillium stellen Ausfallrapspflanzen eine „grüne Brücke“ dar, die es zu unterbrechen gilt.
Ausfallraps ist darüber hinaus ein gefundenes Fressen für Schnecken und Mäuse, die sich angelockt durch das Nahrungsangebot auf den Schlägen verbreiten können. Dort verursachen sie nicht selten Schäden an der Folgekultur.
Auch Schadinsekten wie die Kleine Kohlfliege können vom Ausfallraps angezogen werden und sind nicht selten eine ernstzunehmende Gefahr für neu gesäte Rapsschläge. Beachtet werden muss allerdings auch das potenzielle Risiko, das von den Altrapspflanzen ausgeht. An deren Wurzeln können die Puppen der Kleinen Kohlfliege nach der Ernte überdauern. Ein intensives und flaches Einarbeiten der Stoppeln hilft dabei ihre Anzahl mechanisch zu dezimieren. Das Resultat ist ein verminderter Schlupf der dritten Kohlfliegengeneration, die den benachbarten Herbstaussaaten schädlich werden kann.
Auch der von Altrapsflächen ausgehende Druck des Rapserdflohs lässt sich durch die Bodenbearbeitung und eine konsequente Beseitigung von Ausfallraps verringern. Nicht zuletzt, da ähnlich wie bei der Kohlfliege die im Boden vorhandenen Puppen und schlüpfende Jungkäfer des Rapserdflohs geschädigt werden. Die Bodenbearbeitung sollte im besten Fall vor der Rapsaussaat auf den benachbarten Flächen erfolgen.
In Zuckerrübenfruchtfolgen kann eine unzureichende Beseitigung von Ausfallraps zu einem starken Anstieg des Nematodendrucks führen. Die Ursache hierfür ist, dass mit dem Raps eine weitere Wirtspflanze hinzukommt. Die besondere Gefährdung geht hierbei vor allem vom Ausfallraps aus. Ähnlich wie bei Kohlhernie wird nämlich auch die Nematodenvermehrung durch die warmen Bodentemperaturen nach der Rapsernte begünstigt. Eine Bekämpfung der jungen Pflanzen empfiehlt sich mit dem Erreichen einer Temperatursumme von 250°C nach Auflauf des Ausfallraps. Auf diese Weise kann eine rasante Vermehrung der Nematoden verhindert und einem problematischen Einfluss von Raps in Rübenfruchtfolgen entgegengewirkt werden.
Mit Blick auf den Ausfallraps und Ernteerträge, sind auch Vorernteverluste, die durch Hagel oder Starkregenereignisse verursacht werden, nicht zu vernachlässigen.
Diese können durch die Wahl von Sorten mit einer genetisch fixierter Schotenplatzfestigkeit, wie z.B. AMBASSADOR, LG AVENGER oder LG SCORPION verringert werden. Weitere Vorteile sind eine erhöhte Ertragssicherheit und eine Erweiterung des Erntefensters.
Die Antwort ist schnell gegeben. Eine Lösung, die für jeden Betrieb und jede Fläche passend ist, gibt es nicht. Bei ausreichenden Niederschlägen und bei guter Bodenfeuchte ist es empfehlenswert die Schläge nach der Ernte zunächst in Ruhe zu lassen. Die ausgefallenen Rapskörner gehen durch die Feuchtigkeit und den Lichtreiz relativ schnell zur Keimung über.
Unter trockenen Bedingungen hingegen ist eine sehr flache Bodenbearbeitung unerlässlich. Sie sollte kurz nach der Ernte mit einer Tiefe von maximal 3 cm erfolgen und bringt einen Teil des Ausfallraps zum Auflaufen. Geeignete Geräte sind z.B. ein Flachgrubber oder eine Kurzscheibenegge. Je nach Verfügbarkeit kann zur Anregung der Keimung auch ein Strohstriegel eingesetzt werden. Er arbeitet flach, verteilt Strohhaufen, schüttelt Rapskörner aus den Kaffschwaden und bricht abgefallene Schoten.
Mit einer zu tiefen oder gar wendenden Bodenbearbeitung nach der Rapsernte wird der Ausfallraps vergraben. Durch den fehlenden Lichtreiz fallen die Körner in eine Keimruhe, die als sekundäre Dormanz bezeichnet wird. Diese kann über viele Jahre andauern und dazu führen, dass mit jedem weiteren Bearbeitungsgang Körner an die Erdoberfläche gebracht werden, die anschließend keimen und als Durchwuchsraps zu Problemen in der Fruchtfolge führen.
Ist der Ausfallraps aufgelaufen müssen die Pflanzen im nächsten Schritt durch eine sehr flache Bodenbearbeitung beseitigt werden. Die geringe Bearbeitungsintensität stellt sicher, dass Rapskörner, die noch nicht gekeimt haben, nicht vergraben werden und im zweiten Schritt zur Keimung angeregt werden. Je nach Bedarf kann vor der Saatbettbereitung auch noch ein weiterer Arbeitsgang durchgeführt werden, bei dem dann auch eine Erhöhung der Arbeitstiefe möglich ist.
Da die Ernterückstände mit pilzlichen Krankheitserregern infiziert sein können, ist es immer ratsam zunächst eine Stoppelbonitur durchzuführen, die Rückschlüsse über Krankheiten im geernteten Bestand liefert. Diese sind wichtig, um einer Krankheitsvermehrung mit den passenden Maßnahmen im Nacherntemanagement entgegenzuwirken und gute Voraussetzungen für die folgende Rapsaussaat auf der Fläche zu schaffen.
Wird bei der Stoppelbonitur eine Infektion der Altrapspflanzen mit Phoma festgestellt sollten die Rapsstoppeln zerkleinert werden, um die Strohrotte zu fördern. Hierfür eignen sich z.B. ein Mulcher oder eine Messerwalze. Beide haben nicht nur einen positiven Effekt auf die Feldhygiene, sondern auch auf den Keimerfolg von Ausfallraps. Der Erreger ist an den Pflanzenresten für 2 bis 4 Jahre überlebensfähig. Aus diesem Grund sind die Beschleunigung der Strohrotte, das sorgfältige Einarbeiten der Stoppeln sowie eine weitgestellte Fruchtfolge wichtige Maßnahmen zur Reduktion des Phomadrucks.
Das Auftreten von Sklerotinia lässt sich anhand schwarzer Dauerkörper (Sklerotien) im Stängelinneren der Stoppeln erkennen. Diese können mit ConTans WG, einem biologischen Pilzpräparat mit parasitärer Wirkung, abgetötet werden. Vor der Anwendung bietet es sich an die Sklerotien durch Mulchen freizulegen. Je nach Befallsstärke muss diese Maßnahme jedoch nicht zwingend notwendig sein. Auch weitgestellte Fruchtfolgen, das Vermeiden und die gezielte Bekämpfung von Wirtspflanzen in der Fruchtfolge oder der Einsatz von Kalkstickstoff im Frühjahr zur Reduzierung der Sklerotienkeimung können dem Sclerotinia-Befall in auf dem Schlag folgenden Rapsaussaaten vorbeugen.
Im Falle des Befalls mit Verticillium sollten die Wurzeln der Altrapspflanzen im Zuge der Stoppelbearbeitung aus dem Boden gezogen werden, um eine weitere Vermehrung des bodenbürtigen Erregers zu verhindern. Hierfür eignet sich z.B. der Einsatz eines Grubbers. Zu beachten ist jedoch, dass die Mikrosklerotien des Erregers einige Jahre im Boden überdauern können. Da eine direkte Bekämpfung des Erregers nicht möglich ist stellt eine weitgestellte Fruchtfolge und der Verzicht auf kreuzblütrige Zwischenfrüchte wie z.B. Senf die einzige vorbeugende Maßnahme gegen Verticillium dar. In den Folgekulturen sollte Durchwuchsraps konsequent bekämpft werden.
Mit der Stoppelbonitur können Sie auf die aktuelle Lage im Feld keinen Einfluss mehr nehmen. Dennoch erhalten Sie Erkenntnisse darüber was in der Saison gut, aber vielleicht auch schlecht lief und können die Stellschrauben für einen erfolgreichen Rapsanbau weiter justieren. Auch hier ist die Sortenwahl ein nicht zu vernachlässigender Faktor. So vereint bspw. die Sorte ARCHIVAR Resistenzen gegenüber Phoma, Verticillium und Cylindrosporium im Resistenzpaket Stängelgesund. Durch solche genetischen Lösungen kann nicht nur der Ertrag abgesichert, sondern auch der Krankheitsdruck in der Fruchtfolge verringert werden.
Im Nacherntemanagement nach der Rapsernte gibt es einiges zu beachten. Um phytosanitären Problemen vorzubeugen und zukünftige Erträge zu sichern, muss Ausfallraps konsequent beseitigt und der Vermehrung von Krankheiten und Schädlingen vorgebeugt werden. Auch LG hat passende Sorten im Angebot, um Sie bei den Herausforderungen im Rapsanbau zu unterstützen.