Viel zu trockene Sommer - neue Sorten müssen her. Geht das?
Es ist Teil der Strategie eines jeden Züchters, die einzelnen Zuchtziele und deren jeweilige Gewichtung regelmäßig auf ihre zukünftige Relevanz hin zu überprüfen. Grundlage dafür sind zu erwartende Anbautrends und ackerbauliche Rahmenbedingungen sowie die Einschätzung der Marktentwicklung.
Wie wichtig ist es nach Jahren wie 2018/2019, in welchen nicht nur die bekannten Anbaulagen mit grundsätzlich höherem Trockenheitsrisiko betroffen waren? Und schlussendlich die Frage, wie reagiert die LG-Züchtung darauf? Es sind die abiotischen (=unbelebten) Umweltfaktoren Temperatur und Wasser, die Trockenstress bewirken. Der Zeitpunkt, ab dem Trockenstress auftritt und Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum hat, kann in drei Phasen unterschieden werden (siehe Tabelle).
Aufgrund der Umweltabhängigkeit von Trockenstress kann dieser in Freilandprüfungen, im Gegensatz zum Auftreten von Schaderregern nicht künstlich provoziert werden. Es bleibt aber die Möglichkeit, über ein breit gefächertes Prüfungsnetzwerk mit Standorten, die sich in Ihrer Bonität und den klimatischen Bedingungen unterscheiden, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Trockenstress zu erhöhen.
Auf gleichem Wege arbeiten wir am Zuchtziel Ertragsstabilität. Letztlich sind die Sorten trockenstresstolerant, die ein hohes Kompensationsvermögen ihrer Ertragsparameter mit geringsten Ertragsschwankungen zwischen den unterschiedlichsten Standorten und Jahren vereinen.
Aktuelle Sortenbeispiele sind sind die A-Weizen LG AKKURAT und insbesondere AKZENT, sowie die zweizeilige Wintergerste VALERIE. und die Wintertriticale RAMDAM.
Die LG-Züchtung kann bereits heute mit trockenstresstoleranten Sorten aufwarten. Da das Merkmal aber nicht in jedem Jahr gefragt ist – hier sei an 2017 erinnert – und eine Vielzahl weiterer Ansprüche an leistungsfähige Sorten gestellt werden liegt für den Getreideanbauer eine wesentliche Chance zur Risikovorsorge im Sortenmix des Betriebes.